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Wasserkrise in Südafrika – Unsere Erfahrungen vor Ort

Dürre in Kapstadt, ist es wirklich so schlimm? Kann man da überhaupt noch hinreisen?

Nach unserem Trip im Februar / März dieses Jahres wird mir diese Frage immer wieder gestellt. Viele, die gerne nach Südafrika reisen möchten, haben Bedenken.

 

Zurecht? Wie war es denn nun wirklich mit der Wasserknappheit am Kap?

Vor unserer Reise kochte das Thema in den Medien in Deutschland immer mehr hoch. Die Vorräte gingen zur Neige, der Day Zero, an dem in Kapstadt das Wasser abgestellt werden sollte, rückte immer näher an unsere Reisezeit heran. Da wurde uns schon ein bisschen mulmig…

 

Daraufhin habe ich alles Mögliche über das Thema im Netz gelesen. Was für mich besonders hilfreich war, nicht nur die Artikel in deutschen Zeitungen zu lesen, sondern auch in südafrikanischen. Das relativierte die Panikmache der deutschen Artikel zum

Glück etwas. Das Problem ist sehr real und führte auch zu wirklich ernsten

Einschränkungen vor Ort, aber trotzdem wurden die Schreckensvisionen in einigen

Medien m.E. doch zu sehr in den Vordergrund gestellt.

 

Noch vor unserer Abreise rückte der Day Zero dann – dank rigoroser Sparmaßnahmen, vor allem auch in der Landwirtschaft – wieder nach hinten bis in den Juni, bis der Day Zero dann für 2018 ganz „abgesagt“ wurde.

Wie haben wir die Wasserknappheit vor Ort erlebt?

Die Wasserknappheit war natürlich während unserer Reise immer wieder ein Thema und auch spürbar, aber bei weitem nicht so sehr, wie ich es erwartet hatte.

In den öffentlichen Toiletten war oft nur ein Wasserhahn zum Händewaschen in Betrieb. Stattdessen wurde man mit Schildern aufgefordert, den Hand Sanitiser zu benutzen und möglichst auch nicht so oft zu spülen.

Eine Dame, die vor mir die Toilette verließ, entschuldigte sich beim Rauskommen. Sie hatte aus Versehen gespült. Verkehrte Welt ;) „Is it yellow, let it mellow. Is it brown, flush it down.“

 

In unserer letzten Unterkunft, einer wunderbaren Ferienwohnung in Constantia, wurde Wasser aus dem eigenen Bohrloch genutzt. Dies stand in einer riesigen Wanne neben der Toilette zur Spülung, in Kanistern am Waschbecken zum Händewaschen und wurde auch für den Swimmingpool genutzt. Nicht super komfortabel, aber auch keine wirkliche Beeinträchtigung.

Auf einigen Campingplätzen wurde Bohrlochwasser genutzt, die meisten hatten aber normales Trinkwasser. Auf einem Campingplatz fanden wir das Bohrlochwasser nicht so richtig sauber zum Teller abwaschen oder Duschen. So what.

Ansonsten war die Wasserknappheit für uns wenig spürbar. Die Duschen konnten überall normal benutzt werden. Dass man selbst in der Situation eher kurz duscht und nicht unnötig Wasser verschwendet, versteht sich ja von selbst.

 

In den  Supermärkten war immer reichlich Trinkwasser da, auch keine Hamsterkäufe oder ähnliches. Waschmaschinen auf den Campingplätzen waren ganz normal benutzbar. Alle Swimming Pools auf unserer Reise waren in Betrieb. Sogar der bekannte Pool an der Promenade in Sea Point in Kapstadt war in Betrieb, obwohl ich vorher in der Zeitung gelesen hatte, er wäre geschlossen.

 

Auf dem Campingplatz in Plettenberg Bay liefen den ganzen Tag die Rasensprenger und auf der Damentoilette in Nationalpark Camp in Wilderness hing noch ein zwei Wochen alter Zettel, der die Camper aufforderte, das Flussufer zu räumen, da es aufgrund der heftigen Niederschläge zu Überschwemmungen kommen würde. Wasserknappheit? Keine Spur.

 

In Knysna (zwischen Wilderness und Plettenberg) allerdings waren die Straßen mit großformatigen Plakatwände mit Aufforderungen zum Wassersparen regelrecht gepflastert. Die regionalen Unterschiede waren bemerkenswert. Ach ja, ausgerechnet in Knysna hatten wir dann auch das einzige richtige Mistwetter unserer Reise, es regnete

fast 48 Stunden am Stück, z.T. recht heftig.

Und in der nächsten Saison?

Natürlich kann niemand vorhersagen, wie sich das Wetter und die Niederschläge entwickeln. Trotzdem würde ich jedem Touristen, der Bedenken wegen der Wasserknappheit hat, erstmal Entwarnung geben. Ja, aktuell regnet es endlich (!) in und um Kapstadt – thank God!

 

Aber selbst wenn die Niederschläge nicht ausreichend sein sollten in diesem Winter, so wurden doch – „dank“ des Schrecks der massiven Wasserknappheit in dieser Saison – wichtige Maßnahmen ergriffen, die die Situation in Zukunft zumindest entspannen.

 

Hierzu zählen ganz besonders Meerwasserentsalzungsanlagen. Einige sind schon in Betrieb genommen worden, weitere werden folgen. Auch wurden und werden immer mehr Brunnen gebohrt, um die Versorgung auch über Grundwasser zu decken. Tatsächlich wurde dies in der Vergangenheit wenig genutzt, Kapstadt und Umgebung wurden im Wesentlichen über Stauseen versorgt, was die Wasserversorgung natürlich bei niedrigen Niederschlägen viel anfälliger macht. Auch viele Privathäuser haben sich mittlerweile eigene Brunnen gebohrt, um hier zumindest ihr Brauchwasser selbst zu fördern, ob für die Gartenbewässerung, die Toilettenspülung oder den Pool. All diese Maßnahmen werden die Situation in der Zukunft sicherlich entspannen, da die Wasserversorgung nun aus mehreren Quellen erfolgt und nicht nur von den Stauseen abhängt.

 

Wassersparmaßnahmen werden trotzdem und zurecht ein wichtiges Thema in der Region bleiben (wie auch vermehrt in anderen Regionen der Welt!), aber das sollte die Freude an einem Südafrika Urlaub nicht schmälern! 

P.S.: Großartiges Wetter heute – mal wieder – in Hamburg, für unsere Verhältnisse hat es schon ewig nicht mehr geregnet. Und während ich den Plansch-Pool mit gutem Trinkwasser füllte und den Gartenschlauch verschwenderisch an die Wasserrutsche für die Kids anschloss, da dachte ich an Kapstadt und dass das Leben im oft zu regnerischen Norden doch auch sein Gutes hat. Es ist doch Luxus, wenn Wasser kein Luxus ist. :)


Mehr Infos und Reiseberichte zu Südafrika findet Ihr hier auf flipflopblog:

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