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Städte, Strand und Dolce Vita –Toskana mit Kindern

Kirchen und Baudenkmäler, beeindruckende Kunst und alte Städte: Die Toskana ist nicht umsonst das Eldorado von Baedecker-Bildungsreisenden.

Aber mit Kindern? Noch dazu Kleinkindern? Geht das überhaupt?

Wir haben es ausprobiert, 3 Wochen in den Sommerferien mit dem Wohnmobil in die Toskana und zurück.

Ein Roadtrip mit viel Kultur, Strand und Pizza. Viva l' Italia!

Italienische Riviera / Strände in der Toskana

Wenn man im Urlaub Traumstrände sucht, dann sollte man besser nach Sardinien. Oder nach Thailand oder Florida oder Griechenland oder oder….

Die italienischen Festland-Strände sind zumindest nicht das, was WIR uns unter richtig tollen Stränden vorstellen.

 

Wir mögen die „Bagni“ nicht, diese Strandclubs, die mit Restaurant, Spielplatz, Umkleiden, Stegen z.T. Pool und unzähligen Reihen an Liegen und Sonnenschirmen den Strand zubauen. Und dann auch noch 30 EUR aufwärts pro Tag kosten. Das ist für uns Sparfüchse natürlich nix.

Und charmant finden wir die Bagni in der Regel auch nicht. Es gibt aber an jedem Strand, so voll er auch zugebaut ist, kleinere öffentliche Abschnitte, wo man dann sein Lager kostenlos aufschlagen kann. Dort sind dann natürlich auch meist noch ein paar andere unterwegs. J Weiter im Süden der Toskana finden sich dann aber auch Strände ganz ohne Bagni, lange Naturstrände wie z.B. bei Castiglione della Pescaia.

 

Das war uns aber schon vorher klar, dass die Strände nicht soooo der Hit sind. Ok halt. Und den Kids ist es eh egal, wo sie im Sand buddeln. Das Mittelmeer war wunderbar warm, das war mal eine schöne Abwechslung, nachdem wir ja letzten Sommer „nur“ am Atlantik waren (mit angenehmen Temperaturen in Frankreich und Nordspanien und wirklich a…kalt in Portugal). Gerade für die beiden Kleinen macht so das Baden und Plantschen viel mehr Spaß.

 

Wegen der Strände muss man nun also nicht unbedingt in die Toskana fahren, aber es gibt doch sehr gute Gründe, in die Toskana zu fahren. Und nein, nicht nur das Essen, der Espresso und der Wein. Aber auch. J

Städte in der Toskana - unsere Empfehlungen

Ich denke bei der Toskana tatsächlich zuerst an die tollen Städte. Voller Kultur, Dolce Vita und alter Architektur. Klar stehen die Städte auch bei einem Toskana Trip mit Kindern ganz oben auf der Bucket List. 

Lucca

Unser Toskana-Liebling. In Lucca haben wir uns schon verliebt, als wir als kinderlose Studenten das erste Mal in der Toskana waren. Und wie wir wieder festgestellt haben: Zurecht! Lucca hat alles, was man sich von einer Stadt in der Toskana wünscht, gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist. Erstmal ist die Altstadt von Lucca wunderbar klein und übersichtlich. Es gibt eine tolle, breite Stadtmauer, auf der man einmal um die Altstadt spazieren kann. Es gibt ein paar Spielplätze in der Altstadt, zwei alte Geschlechtertürme, ein paar nette Piazzi und genügend nette Geschäfte, Cafés und Restaurants. Ganz entzückend und der perfekte Toskana Einstieg. Und deutlich weniger touristisch überlaufen als die „üblichen Verdächtigen“ (siehe unten…)

Pisa

Ehrlich gesagt haben wir von Pisa nicht viel gesehen. Unsere beiden Großen haben sich  unbedingt gewünscht, den schiefen Turm von Pisa einmal zu sehen, also ab nach Pisa!

Wir waren aber nur auf dem Campo dei Miracoli, dem Feld der Wunder. Und das Ensemble aus Dom, Baptisterium und dem schiefen Turm ist wirklich absolut sehenswert, nicht umsonst ist dies weltweit bekannt.

Sehenswert sind auch die vielen, vielen Touristen, die alle die üblichen und unüblichen Verrenkungen anstellen, um das originellste Foto mit dem schiefen Turm zu schießen. Haben wir natürlich auch gemacht ;).

Umgeben wird das Ganze von Straßenzügen voller Souvenirshop und billiger Straßenstände, Cafés und Imbissen mit zweifelhaftem Essen und einfach viel Touristennepp. Völlig verständlich, werden doch die Touris massenhaft am Campo ausgeladen und nach einem Fotostopp auch wieder weitergekarrt. Die wenigsten schauen sich mehr von Pisa an.

Wir auch nicht, bei Temperaturen von 36 Grad und Mittaghitze war mehr nicht drin. #lifeisbetteratthebeach

San Giminiano

San Gininiano, bekannt für seine Geschlechtertürme, die nirgendwo in der Toskana so gut erhalten sind wie hier. Ein Highlight ist allein schon die Anfahrt / der Blick auf die Stadt, die mit Ihrer Skyline auf einem Hügel trohnt. Ansonsten ist auch San Giminiano wieder schön zum Bummeln, wenn auch sehr touristisch.

 

TIPP: Wir waren recht früh am Vormittag da und haben im (überteuerten) Café gefrühstückt. Die Geschäfte haben erst langsam aufgemacht und die vielen Tagestouristen (und Kreuzfahrer!) waren noch nicht da. Als wir dann gegen Mittag weg sind, war es schon deutlich voller!

Siena

Siena ist unbedingt einen Besuch wert. Die Stadt ist im Hochsommer voll, aber auch da gibt es schlimmeres (siehe Florenz…). Der Dom in Siena ist einfach wunderschön und tatsächlich auch ohne langes Anstehen zu besuchen.

Und die Piazza el Campo ist wirklich einmalig. Generell ist die Stadt toll zum Bummeln, auch mit dem Kinderwagen.

Und ja, Siena ist natürlich auch total touristisch ausgeschlachtet. Aber Siena ist nicht so klein wie z.B. San Giminiano, es ist schon spürbar, dass Siena einfach auch eine „normale“ Stadt ist, in der Menschen leben.

Florenz

Uff, Florenz im Hochsommer…. Wir waren auf unserem besagten Studententrip schon mal in Florenz, auch im Hochsommer. Damals war die Stadt noch nicht ansatzweise so voll. Ist aber auch schon laaaange her… Da gab es noch nicht so viele Kreuzfahrtschiffe und zu den japanischen Touristen hatten sich  noch nicht die Unmengen an Chinesen gesellt.

 

Uns hat Florenz mit 4 Kindern im Schlepptau diesmal echt gestresst. Ok, vielleicht haben uns sowieso die Kids an diesem Tag sehr gestresst. Aber die Stadt war einfach rappelvoll, die Eintrittsschlange ging schon halb um den Dom rum (den haben wir uns dann geschenkt, der in Siena ist eh schöner…) und auf der Ponte Vecchio ein Geschiebe und Gedränge. Auch die berühmten Museen haben wir ausgelassen. Wir kannten diese schon und fanden damals die vielen goldenen Jesus-Bilder doch irgendwann etwas ermüdend (nett gesagt…). Und bei den Menschenmassen hatten wir dann mit den Kids keine Lust. Also Florenz ist wirklich toll, aber im Hochsommer muss es nicht wirklich sein.


Eine Kinderbande in Venedig, die Olchis rücken den schiefen Turm von Pisa grade und spannende Jugendgeschichten aus dem alten Rom - wunderbare Italien-Reiseliteratur für Kinder: *


Was man noch in der Toskana sehen sollte:

Chianti

Allein landschaftlich ist das Chianti Gebiet mit seinen Weinbergen sehenswert. Auch wenn es ein ganz schönes Gegurke durch die hügelige Landschaft und die kleinen Dörfer (zumal mit dem großen Wohnmobil!) ist, gehört das zum Toskana Feeling unbedingt dazu. Und unterwegs findet man reichlich Weingüter, bei denen man für eine kleine Verkostung einfach mal anhalten kann. Bei der Fahrerei müssen ja Pausen sowieso unbedingt mal sein. Salute! J

Thermen von Saturnia

In den heißen Quellen von Saturnia haben schon die alten Römer gebadet. Auch wenn es auf der Karte nicht so weit aussieht, ist Saturnia von der Küste aus oder von Siena aus nicht gerade „umme Ecke“, wir sind schon ein gutes Stück unterwegs gewesen. Aber der Weg ist in diesem Fall (auch) das Ziel, man fährt durch die wunderschöne toskanische Landschaft (s.o.). Und nachdem wir Bilder von den Quellen gesehen hatten, wollten wir dort unbedingt hin. Die schwefelhaltigen Quellen bilden Pools in einer treppenförmigen Landschaft. Das sieht super aus und für die Kids war das Baden in solchen heißen Quellen eine ganz neue und spannende Erfahrung. Und furchtbar gesund ist es dazu auch noch. J

Der Abstecher lohnt sich! 

Abstecher an die Adria / Venedig

Unser Städte-Highlight unseres Toskana-Roadtrips war im Übrigen, tadaaaaa…. Venedig!

Nur ist das natürlich gar nicht in der Toskana und war auch eigentlich gar nicht auf unserer Route geplant. Aber nachdem die Jungs den schiefen Turm von Pisa gesehen hatten, wollten sie nun uuuuunbedingt noch nach Venedig (Cornelia Funkes Buch "Herr der Diebe" lässt grüßen...). Und da wir auch nicht die gleiche Route zurück fahren wollten, noch ein paar Tage Zeit hatten und ein bisschen ans Meer wollten, sind wir nach Chioggia an der Adria gefahren, gleich südlich von Venedig. Und auch Klein Venedig genannt, ein wirklich süßer Ort. 

Und natürlich ging es dann auch noch nach Venedig.

In Erwartung schlimmster Touri-Massen im Hochsommer, Touristen-Nepp, überteuerter Preise und Rummel-Atmosphäre. Unser letzter Venedig Besuch war auch schon eeeewig her (besagter Roadtrip während des Studiums) und man hat ja soviel gelesen, wie überlaufen Venedig sei.

Wir fuhren mit der Straßenbahn rein und sahen gleich 7 Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen, wohl ein normaler Tag im Juli. Da haben wir dann erstmal geschluckt.

ABER: Venedig war unglaublich! Und zwar unglaublich schön!

Wir sind stundenlang durch Cannaregio und das jüdische Viertel spaziert, haben die einmalige Atmosphäre genossen, sind durch nahezu menschenleere Gassen geschlendert und haben Aperol Spritz für 2,50 EUR (!) in einer Bar getrunken.

Die Touri-Hotspots Markusplatz und Rialtobrücke haben wir erst gegen Abend erreicht, da war es zwar noch gut voll, aber nicht mehr überfüllt und die Tagestouristen schon wieder weg. Und bei allem, was man über Venedig so negatives liest: Venedig ist vor allem Venedig. Und damit unvergleichbar und unbeschreiblich. Wir haben uns wieder sehr in diese zauberhafte Stadt verliebt.

Toskana mit Kindern, ja oder nein?

Als Fazit von uns ein ganz klares Ja, Toskana mit Kindern funktioniert wunderbar mit einer Mischung aus Kultur und Strand. Wir sind ja sogar auf expliziten Wunsch unserer großen Jungs in die Toskana (nach Pisa!) gefahren. Dass Kinder unserer Meinung nach sowieso viel offener und interessierter sind, als Eltern es ihnen und sich selbst zutrauen, steht auf einem anderen Blatt. Unsere Meinung zu diesem Thema findet Ihr auch in diesem Blog Artikel.

 

Offenbar gibt es aber nicht sooo viele Eltern, die ihren Kids die wunderbaren Orte in der Toskana nahe bringen wollen. Wir waren überrascht, trotz Sommerferien auf eher wenige Kinder zu treffen. Die italienischen Familien verbringen die Ferien wohl lieber am Strand. Und komischerweise haben wir auch nicht viele deutsche Familien getroffen, obwohl ja eigentlich sehr viele Deutsche in die Toskana reisen.

Leute, zeigt Euren Kindern die einmaligen kulturellen Schätze dieser Region, bestaunt die schönsten Kirchen, alte Türme und flaniert durch mittelalterliche Gassen! Und dazwischen reichlich Strand, Gelato und Pizza. Eure Kinder werden es lieben.


Wir freuen uns, mit diesem Beitrag auch an der großen Europa-Roadtrip-mit-Kind(ern)-Blogparade von Unterwegs mit Kind teilzunehmen. Für noch mehr tolle Roadtrip-Ideen schaut dort unbedingt rein!


Auch Lust auf einen Womo-Roadtrip bekommen? Hier gibt es mehr Inspiration und Tipps:


Reiseführer für die Toskana:*

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Kommentare: 3
  • #1

    Angela (Donnerstag, 31 Oktober 2019 21:43)

    Hi, ihr Lieben,
    In Pisa und Florenz hätten wir uns beinahe treffen können. Da waren wir bei unserem Campervan-Roadtrip im Sommer auch. Die Bagni, die ich noch garn icht kannte, fand ich auch fürchterlich. Selbst meinem Sohn hat es dort überhaupt nicht gefallen. Jetzt bin ich noch gespannt auf eure Stellplatz-Tipps. Von den Campingplätzen waren wir nämlich auch nur mäßig begeistert. Und Venedig? Mein Sohn will da schon lange hin. Vielleicht sollte ich dem Drängen endlich mal nach- und der Stadt eine Chance geben?!?
    Liebe Grüße
    Angela

  • #2

    kats1234 (Montag, 19 April 2021 17:29)

    kann man denn mit dem Wohnmobil die Toskanischen Städte gut anfahren? Wir waren mal mit dem Auto unterwegs und haben die Straßen als ziemlich eng in Erinnerung. Toller Bericht und Danke für einen Antwort

  • #3

    Dagmar vom flipflopblog (Mittwoch, 21 April 2021 10:29)

    @kats1234: Liebe Kats1234, Danke für Deinen Kommentar. :) Ja, in der Tat sind die Straßen z.T. eng in den Städten, wobei ja auch viele LKWs in die Städte fahren. In den Altstädten ist es natürlich wirklich eng. Aber mit dem Wohnmobil fährt man ja nicht in die Städte rein. In der Regel gibt es überall gute Stellplätze bzw. Parkplätze, die man gut nutzen kann und von denen man fußläufig in die Altstadt kommt (in den kleineren Orten wie San Giminiano, Lucca, Siena war das problemlos!). In Florenz haben wir z.B. etwas außerhalb geparkt, direkt an einem großen Park & Ride Parkplatz der Straßenbahn und waren dann auch schnell & stressfrei in der Innenstadt. Parkplätze (auch Tagesparkplätze!) findet man super über die App Park4Night.
    Liebe Grüße, Dagmar