Endlich auf Weltreise, endlich wird der ganz große Traum war!
Und zack, dann kam Corona.
Viele Berichte von gestrandeten Reisenden, von dramatischen Rückholaktionen, von drastischen Einschränkungen in anderen Ländern haben mich sehr bewegt und berührt.
Wie erlebten das Familien, die gerade auf ihrer lang ersehnten Weltreise unterwegs sind oder waren? Das verraten uns drei Familien, die sich für eine Rückkehr nach Hause entschieden haben, im ersten Teil unserer Interviewserie zu Weltreisen in Corona-Zeiten.
Eine Weltreise oder Langzeitreise, gerade als Familie, wird oft lange, zum Teil jahrelang zusammen gespart, geplant und organisiert, bis der Traum endlich wahr wird. Und dann kommt trotz so langer Planung gerade alles anders.
Die Corona-Krise hat unser aller Alltag sehr massiv verändert. Gerade Reisende haben oft als erstes und ganz unmittelbar die massiven Auswirkungen zu spüren bekommen. Plötzlich schließen die Grenzen, Reise- und Ausgangsbeschränkungen treten in Kraft. Statt Traumreise auf einmal mitten im Pandemie-Ausnahmezustand. Wie meistert man so eine Situation? Und wie macht man weiter?
Diese Familien haben sich entschieden, erstmal heimzukehren und berichten von ihren Erlebnissen und nächsten (Reise-)Plänen:
Aus 12 Monaten wurden 2 Monate: Die Strandfamilie
Erst im Februar 2020 auf große Weltreise gestartet, wurde die Strandfamilie vom Corona-Virus kalt erwischt. Und die Reise endete schneller als geplant... Hier berichten sie im Interview:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Strandfamilie: "Wir sind Jenni (33), Mark (38), Jonas (11) und Julian (8). Auf unserem Blog www.strandfamilie.de berichten wir über unsere gemeinsamen Reisen. Bisher in den Ferien und seit Februar sind wir eigentlich auf „Weltreise“. Dafür haben unsere beiden Kinder eine Schulbeurlaubung für ein Jahr, wir verkauften unser Haus und kündigten unsere Jobs."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Strandfamilie: "Unsere „Weltreise“ war bisher eher eine „Südostasien-Reise“. Wir sind zwei Monate durch Thailand, Laos und Vietnam gereist."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Strandfamilie: "Als wir Anfang März in Vietnam einreisten, waren wir noch die letzten Touristen, die dies ohne zweiwöchige Quarantäne durften. Jeden Tag gab es neue Änderungen: Fieber messen im Restaurant, Checkpoints an den Straßen, Hotels in Quarantäne, Sperrung von Touristenattraktionen. Vietnam hat sehr schnell und konsequent durchgegriffen. Die Schulen vor Ort wurden bei den ersten Fällen Ende Januar schon geschlossen. Per App mussten wir jeden Tag unseren Gesundheitsstand melden und eines Tages wurden wir von unserer Vermieterin ins Krankenhaus „verfrachtet“ zum Corona-Test. Anordnung für alle Touristen.
Leider müssen wir auch sagen, dass wir viele unangenehme Situationen hatten: Einheimische, die sich die Nase zu hielten, wenn wir vorbei liefen. Kinder, die vor uns flüchteten. Die Angst vor dem Virus war in der Bevölkerung sehr stark zu spüren."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Strandfamilie: "Geplant war eine Weltreise für ein Jahr. Ohne feste Route, aber unsere Wunschroute hätte uns über Indonesien nach Australien und Neuseeland gebracht. Anschließend weiter über ein paar Südsee-Inseln nach Mittelamerika (Costa Rica und Panama) mit einem Abschluss in der Karibik."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Strandfamilie: "Unsere Unsicherheit in Vietnam wuchs jeden Tag mehr. Spätestens seit dem „aufgezwungenen“ Corona-Test hatten wir Angst vor krassen Maßnahmen seitens der
Regierung. Auf unserem Blog haben wir diese - sehr emotionale Zeit - bis zur Entscheidung zurück nach Deutschland zu kommen festgehalten. Irgendwann waren wir an dem Punkt, dass wir die Risiken für das Bleiben in Vietnam nicht mehr einschätzen konnten (wie lange wird der Zustand gehen und wie werden die Kinder damit umgehen, in einem fremden Land „eingesperrt“ zu sein?!), so entscheiden wir uns für die Rückkehr nach Deutschland."
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
Strandfamilie: "Da der Flugverkehr schon zusammengebrochen war (Flugstornierungen und sehr abenteuerliche Preise) flogen wir mit einem Rückholflieger des Auswärtigen Amtes zurück nach Deutschland. Da wir zu diesem Zeitpunkt in Zentralvietnam waren, mussten wir noch irgendwie zurück nach Hanoi kommen. Wir hatten Glück und bekamen sogar noch einen Platz im Nachtzug. Die deutsche Botschaft versorgte uns mit „Passierscheinen“ auf vietnamesisch, denn offiziell war das Reisen im Land ja verboten. Nach einer 17stündigen Zugfahrt kamen wir in Hanoi an, die Botschaft hatte uns ein Hotel genannt, welches noch Touristen aufnehmen durfte und schließlich ging es für 16 Stunden in den Flieger. Von Hanoi flogen wir nach Saigon, um weitere Touristen aufzusammeln und schließlich kamen wir müde, aber erleichtert, wieder in Deutschland an."
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für die Kinder?
Strandfamilie: "Erstaunlicherweise sind wir nicht am Boden zerstört (wäre meine erwartete Reaktion, nachdem wir ja in Deutschland unser Haus und fast allen Besitz verkauft haben, um auf Reisen zu gehen). Wir leben zurzeit bei meinen Eltern und die Kinder genießen die Zeit mit Oma und Opa sehr. Für die Jungs ist dies einfach ein weiteres Abenteuer.
Wir haben uns mit dem Gedanken abgefunden, dass eine Reise, wie sie geplant war, dieses Jahr nicht möglich sein wird."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Strandfamilie: "Die aktuellen Nachrichten stimmen uns sehr positiv, was das Reisen im eigenen Land betrifft. Wir können uns vorstellen, die nächsten Monate einen Roadtrip durch Deutschland zu unternehmen. Nach und nach werden sicher auch einige Nachbarländer die Grenzen öffnen und wir können dann unseren Radius erweitern. Alles natürlich verantwortungsbewusst und wir werden versuchen, Gebiete zu finden, in denen es eher ruhig zugeht (Falls das denn möglich ist, wenn alle im Heimatland bleiben😉). Unsere Reiseträume haben wir nicht aufgegeben. Wieder sesshaft zu werden, können wir uns aktuell aber nicht vorstellen. Die Reise wird also weitergehen, wie genau das aussehen wird, wird die Zeit zeigen!"
Heimkehr statt Hängematte: Die Hammockfamily
Gerade noch von den Philippinen nach Australien gerettet, dann ging auch dort nichts mehr: Die Hammockfamily berichtet von ihrem Weltreise-Abbruch, der nur eine Unterbrechung werden soll.
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Hammock Family: "Wir sind Josephine ( 31 Jahre), Julian ( 38 Jahre) und Nidia ( 10 Monate), zusammen sind wir die Hammock Family. Wir sind seit Ende letzten Jahres auf Weltreise und dokumentieren unsere Weltreise mit Baby auf unserem Blog hammockfamily.de , auf
Instagram @thehammockfamily und auf unserem YouTube Kanal @hammockfamily."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Hammock Family: "Wir sind im Dezember 2019 mit einem One-way Ticket nach Bangkok gestartet. Den ersten Monat unserer Weltreise haben wir in Chiang Mai Thailand verbracht, danach ging es für uns nach Vietnam. Dieses tolle Land haben wir von Nord nach Süd bereist und sind dann nach einem Monat von Ho Chi Minh City auf die Philippinen geflogen. Die Philippinen haben wir dann 6 Wochen lang erkundet, bevor es dann nach Australien ging."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Hammock Family: "Wir mussten in einer Nacht und Nebel Aktion die Philippinen verlassen, da von einem auf den anderen Tag beschlossen wurde, die Hauptstadt Manila abzuriegeln. Der Flug nach Sydney war vorher schon gebucht, sollte aber erst fünf Tage später gehen. Es gelang uns einen neuen Flug nach Sydney, wenige Stunden vor dem Lockdown auf den Philippinen zu buchen.
Angekommen in Sydney änderte sich auch dort die Lage rasant, jeden Tag gab es neue Änderungen. An einen Roadtrip mit einem Camper war nicht mehr zu denken, alles machte dicht, das Reisen war nicht mehr erlaubt. Wir saßen in Sydney fest! Die Regierung riet allen Touristen so schnell wie möglich nach Hause zurück zukehren. Nach einigen schlaflosen Nächten entschieden wir uns dann nach Deutschland zurück zukehren."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Hammock Family: "Geplant war unsere Weltreise für mindestens 18 Monate, mit Option länger zu reisen. Wir wollten Süd-Ost-Asien bereisen, Australien, Europa und zuletzt Amerika."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Hammock Family: "In Australien verschlimmerte sich die Lage täglich, die Regierung schottete das Land immer mehr ab. Am Ende durfte man nur noch zum Einkaufen raus, sowie max. zwei Personen. Die Australische Regierung empfahl Touristen schnellstmöglich nach Hause zurückzukehren. Sydney ist nicht gerade ein günstiges Pflaster und wir mussten uns entscheiden. Wir waren nicht bereit, monatelang in Australien festzusitzen ohne reisen zu dürfen und damit einen Großteil unseres Geldes zu verblasen. Die Sorge um unsere Familie in Deutschland wurde auch immer größer. Deshalb entschieden wir uns nach Hause zukommen, obwohl wir in Deutschland eigentlich kein zu Hause mehr haben, denn wir haben vor unserer Weltreise alles verkauft. Aber wir hatten Glück im Unglück und fanden kurzfristig eine möblierte Wohnung."
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
Hammock Family: "Nachdem unsere Entscheidung feststand, nach Deutschland zurück zu kehren, versuchten wir einen Flug zubekommen, was echt nicht einfach war. Wir buchten dann einen Flug über Abu Dhabi, zwei Tage später wurde dieser annulliert, da die VAE ihre Flughäfen schlossen. Immer mehr Länder schlossen auch die Transitbereiche, die wenigen Flüge, die es noch gab, kosteten weit über 10.000€. Die Gefahr noch einen Flug zu buchen, der wieder annulliert wird und von der Fluggesellschaft nur einen Gutschein zubekommen war groß. Also meldeten wir uns für die Rückholaktion der Bundesregierung an. Wir hatten Glück, als Familie mit kleinem Baby bekamen wir in der ersten Maschine einen Platz.
Am 03. April ging es dann für uns mit dem Flug der Bundesregierung zurück nach Deutschland. Ein 23 Stunden Flug, ohne Umsteigen, lediglich mit einem Tankstopp auf Phuket. Das waren für uns alle die anstrengendsten Stunden unserer Reise."
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für Eure Tochter?
Hammock Family: "Hart! Für unsere Kleine natürlich nicht, obwohl sie am Anfang schon mit dem kalten Klima zu kämpfen hatte. Aber für uns ist das Gefühl von „in der Luft hängen“ nur schwer aushaltbar. Oft kommen Gedanken wie: Warum musste dieses scheiß Virus ausgerechnet in dem Jahr kommen in dem wir unseren Traum leben wollen?
Natürlich bringen einen diese Gedanken nicht weiter und wir sind froh, dass wir selbst und unsere Familie gesund sind, aber die Gefühle sind oft da. Wir versuchen, positiv zu bleiben und halten an unserer Weltreise fest, wir werden den Traum nicht aufgeben."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Hammock Family: "Zu Beginn unserer Weltreise hatten wir geplant, im August 2020 nach Deutschland für einen kurzen Familienbesuch und für die Abholung unseres Campers zu kommen. Das ziehen wir jetzt quasi vor. Wir haben uns bereits letztes Jahr einen Camper bestellt, um damit Europa zu bereisen, auf diesen warten wir jetzt. Leider wird er in Italien gebaut und die Werke sind zur Zeit geschlossen. Wir hoffen ganz stark, dass unser Camper in den nächsten 1-2 Monaten fertig ist, die Grenzen in Europa zum Sommer hin wieder auf machen und wir dann so unsere Reise fortsetzen können. Falls die Grenzen nicht so schnell wieder öffnen, möchten wir zumindest Deutschland erkunden. Der Camper wird also unser neues Zuhause, denn wieder sesshaft werden möchten wir definitiv zur Zeit nicht."
Das "Corona-Tagebuch" des 4-jährigen Theo
Mit dem eigenen Van durch Amerika, eine Traumreise. Corona brachte den Traum (vorläufig) zum Platzen, mehr berichtet und der 4-jährige Theo und seine Eltern:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Theo: "Wir sind Christina (meine Mama und noch 35 Jahre), Theo (ich werde im August schon 5 Jahre), Daniel (mein Papa und mittlerweile 37 Jahre) und zu guter Letzt unser geliebter Ernie. Damit meine Freunde in Deutschland immer auf dem Laufenden sind, schreibe ich ein Tagebuch. Das findest du bei Instagram, Facebook und im Internet unter www.theostagebuch.de.
Mama ist die Kreative in der Familie und die Initiatorin der Reise. Papa ist der Mechaniker und der risikofreudige Draufgänger. Ich war drei Jahre alt, als wir unsere Reise begonnen haben. Ich liebe Tiere, die Natur und das Autofahren. Ernie ist ein 16 Jahre alter VW LT 35. Meine Eltern haben 7 Monate für den Ausbau gebraucht."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Theo: "Insgesamt waren wir vom 11.06.2019 bis 20.03.2020 unterwegs. Gestartet sind wir in Kanada, Halifax/Nova Scotia (Ostküste) und durch 6 Bundesstaaten bis wir in Vancouver / Britisch-Kolumbien angekommen sind (Westküste). Über Vancouver Island ging es mit der Fähre für 6 Monate in die USA. Washington, Oregon, Idaho, Wyoming, Utah, Arizona, Nevada, Kalifornien, New Mexiko, Louisana, Mississippi, Tennessee, Alabama, Georgia, Florida. Über Texas ging es weiter nach Mexiko in die Bundesländer Nuevo Leon, San Luis Potosi, Hidalgo, Michoacan, Puebla, Oaxaca, Veracruz, Chiapas, Tabasco, Campeche, Yucatan, Quintana Roo. Von der Yucatan Halbinsel haben wir leider nichts mehr sehen können. Das muss nachgeholt werden."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Theo: "Als der böse rote Virus in Deutschland angekommen ist, waren wir noch in den USA.
Dort haben wir es nicht weiterbeachtet und verfolgt und sind weiter nach Mexiko. Hier spürte man zunächst auch nichts davon. Wir alle freuten uns auf Besuch aus Deutschland: Zunächst sollte Papas Freund kommen und direkt im Anschluss meine Oma und Opa. Papas Freund ist gekommen und meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt der Meinung, dass man Corona auch in Mexiko aussitzen kann. Denn da war bis dahin kein einziger Fall bekannt. Doch dann kam auf einmal alles im Minutentakt. Meine Großeltern entschieden sich dafür, nicht mehr zu kommen, da es nicht sicher war, dass sie auch wieder nach Deutschland kommen. Auf einmal waren die ersten Fälle von Corona in Mexiko bekannt. Fast urplötzlich kamen Straßensperren, um Fieber zu messen. Bestimmte Strandabschnitte konnten nicht mehr besucht werden. Sehenswürdigkeiten hatten auf einmal geschlossen und Polizisten mit großen Waffen postierten sich vor den Einkaufsläden. Und das Schlimmste für uns: Alle Campingplätze hatten auf einmal zu. Wir sind ganz viel gefahren, um so schnell wie möglich nach Cancun zu kommen. Dort hatte Mama spontan eine AirBnb Unterkunft für uns alle gebucht. Doch die Nachrichten hörten nicht auf. Plötzlich machten Grenzen zu. Keine Möglichkeit nach Panama zu kommen. Keine Möglichkeit nach Kanada zu kommen. Ab hier hieß es also aussitzen in Mexiko."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Theo: "Geplant hat Mama die Route bis nach Feuerland und wieder hoch bis nach Brasilien zu einem Freund von Papa. Zeitlich gab es keine Grenze. Einfach solange wie das Geld reichen wird und wir uns dabei wohlfühlen. Doch wir wollten in Panama überlegen, ob es weitergehen soll. Oder ob wir eine Pause in Deutschland einlegen, da ich ja schon etwas Heimweh bekommen habe. "
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Theo: "Erst hatten wir überlegt, alles in Mexiko auszusitzen. Doch Mama fühlte sich hier nicht wohl. Dann kam plötzlich die nächste Hiobsbotschaft: weltweite Reisewarnung wurde
ausgesprochen und unsere Auslandskrankenversicherung sollte in 14 Tagen ablaufen. Da war für meine Mama klar, dass sie definitiv mit dem nächsten Flieger nach Hause möchte. Ich hatte auch schon leichtes Heimweh zu meinen Freunden und Oma und Opa. Mama ist Risikopatientin und sah die aktuelle Situation plötzlich etwas anders als zuvor.
6. Wie war die Rückkehr nach Deutschland?
Theo: "All die genannten Gründe und das steigende Unwohlsein meiner Mama veranlassten sie dazu, sich über das Auswärtige Amt zu melden und in die Rückholliste einzutragen. Doch das dauerte ihr zu lange. Also buchte sie ganz spontan einen Flug. Und dann ging alles ganz schnell. Innerhalb von 24h hieß es dann plötzlich: Koffer packen – nur das Nötigste, denn wir kommen zurück. Papa fuhr uns zum Flughafen und haben wir uns schnell von Papa verabschiedet. Niemand wusste: Wann sehen wir uns wieder? In ein paar Tagen? In ein paar Wochen? Oder bekommt er keinen Flug mehr? Wir vergossen also alle Tränen.
In Deutschland warteten Oma und Opa bereits auf uns. Oma hat sich so sehr gefreut, dass wir wohl auf sind und wieder deutschen Boden unter den Füßen haben, dass sie geweint hat. Seitdem sind wir bei Oma und Opa.
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Dich? Und für Deine Eltern?
Theo: "Mama fing an mit weinen und ich drehte völlig durch. Ich war laut, nervös, aufgeregt und verwirrt. Ich wollte meine Freunde sehen und mich auf dem Spielplatz auspowern. Doch der blöde rote Corona-Virus lies das nicht zu. Während ich langsam zur Ruhe kam und die intensive Zeit mit Oma und Opa genoss, kam Mama nicht zur Ruhe. Denn Papa war noch immer in Cancun. Papa wollte noch einen Bekannten besuchen in Tulum und er wollte noch versuchen, nach Belize zu kommen. Aber Belize war nicht möglich. Somit fuhr er zurück nach Cancun und stellte Ernie bei einer Familie unter. Dann kam er auch nach Deutschland. Der Haken: die 14 Tage Selbstquarantäne waren nicht bei uns möglich. Papa musste also zu meiner anderen Oma und Opa. So sahen wir uns also erst nach über 4 Wochen wieder. Papa ist überhaupt nicht begeistert und möchte so schnell wie möglich wieder zurück zu Ernie. Mama hingegen sieht es momentan als Deutschlandurlaub und freut sich auf einen deutschen Sommer.
Ich freue mich wieder auf den Kindergarten und meine Freunde, auf Tierparks, Freibäder und die Bibliothek. Aber es kommen auch Momente, wo ich Amerika vermisse, dann weine ich auch mal. Von mir aus darf es also auch bald wieder zurück."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Theo: "Pläne hat Mama schon wieder 100 Stück. Papa geht arbeiten. Ich gehe bald wieder in den Kindergarten, so dass auch Mama sich wieder einen Job suchen kann. Wir suchen noch eine kleine Wohnung im Ort und dann würden wir gern im Januar 2021 wieder dort weiterfahren, wo wir aufgehört haben: Cancun in Mexiko. Doch unser Reiseverhalten wird sich zu 99% ändern. Wir werden nicht mehr 9 Monate oder länger am Stück reisen, sondern „nur“ 2-4 Monate am Stück Deutschland den Rücken kehren. Wir sehen die jetzige Situation als Coronapause in Deutschland und nicht als Reiseabbruch. Es ist eine Unterbrechung auf unbestimmte Zeit. Vielleicht bauen wir noch einen zweiten Bus aus und machen Deutschland unsicher bis Fernreisen wieder möglich sind? Denn jedes Land hat seine schöne Seiten und viel wichtiger ist nicht, wo man ist, sondern mit wem."
Weitere Interviews mit Reisefamilien, ihre großen Reisen (erstmal) abbrechen mussten oder trotz Corona weiter unterwegs sind, findet Ihr unten. Und auch Familien, die wegen Corona ihre Reisen nicht starten konnten, berichten von ihren Erlebnissen.
Falls Ihr auch von einer Weltreise träumt, schon eine gemacht habt oder gerade macht, kommt auch gerne in unsere Facebook Gruppe "Weltreise mit Kindern" .
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