Endlich auf Weltreise, endlich wird der ganz große Traum war! Und zack, dann kam Corona. :(
Gestrandete Reisenden, dramatische Rückholaktionen und drastische Einschränkungen überall: Wie erlebten das Familien, die gerade auf ihrer lang ersehnten Weltreise unterwegs sind oder waren? Auch im zweiten Teil unserer Serie erzählen uns drei Familien, wie sie von der Corona Pandemie im Ausland überrascht wurden und warum sie sich für eine Rückkehr entschieden haben.
Eine Weltreise oder Langzeitreise, gerade als Familie, wird oft lange, zum Teil jahrelang zusammen gespart, geplant und organisiert, bis der Traum endlich wahr wird. Und dann kommt "dank" Corona plötzlich alles anders.
Statt Traumreise auf einmal mitten im Pandemie-Ausnahmezustand. Wie meistert man so eine Situation? Und wie macht man weiter?
Diese Familien haben sich entschieden, heimzukehren und berichten von ihren Erlebnissen und nächsten (Reise-)Plänen:
Papi.lernt.Fliegen musste erstmal wieder nach Deutschland fliegen...
Gestrandet in einem absoluten Sehnsuchtsziel... Klingt doch erstmal gut, oder!? Und doch hat sich die Familie von papi.lernt.fliegen für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden. Warum und von ihrer Rückholaktion berichten sie im Interview:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
papi.lernt.fliegen: "Wir sind Papa Sebastian (40), Mama Svende (37), die Zwillinge Lasse und Barne (6) und unsere kleine Smilla (1). Wir haben die Facebookseite papi.lernt.fliegen."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
papi.lernt.fliegen: " Wir waren 9 Monate unterwegs. Wir waren in USA Ostküste, Kanada, USA Westküste, Mexiko, Guatemala, Belize, Panama, Peru, Chile, Argentinien, Neuseeland und Fiji."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
papi.lernt.fliegen: "Als es losging waren wir in Neuseeland. Dort war aber noch alles entspannt und es gab erst eine Handvoll Fälle. Daher haben wir uns auch nach längeren Überlegungen entschieden, noch nach Fiji zu fliegen. Am Tag unserer Ankunft dort hatte Fiji den ersten Coronafall und die Regierung hat mit drastischen Maßnahmen reagiert. Die ganze Stadt wurde für 14 Tage abgeriegelt. Wir waren aber woanders. Es war schwer, verlässliche Informationen zu bekommen, z.B. ob für uns die Quarantäne nun gilt oder nicht.
Immer mehr Länder haben ihre Grenzen geschlossen und wir haben entschieden, unsere Reise abzubrechen. Es war aber auf Grund von immer neuen Grenzschließungen nicht mehr möglich Fiji zu verlassen. Da es auf Fiji nur eine Straße gibt und wir im Falle von weiteren Coronafällen abgeschnitten gewesen wären, haben wir unsere Unterkunft gewechselt und sind in direkte Nähe des Flughafens gezogen.
Auf Fiji gab es dann auch noch einige weitere Fälle und als Reaktion darauf Ausgangssperren am Abend und alle Geschäfte, außer Supermärkte, waren geschlossen. Außerdem sollte man sich nicht unnötig umherbewegen und niemanden außerhalb seines Haushalts treffen. Für uns hieß das, dass wir auf unser Apartment und (immerhin) den Strand beschränkt waren. 19 Tage haben wir so abgewartet, bis wir mit dem Rückholprogramm der Bundesregierung nach Deutschland geflogen sind."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
papi.lernt.fliegen: "Von Fiji wollten wir nach Singapur fliegen und von dort über Land durch Malaysia und Thailand bis nach Bangkok reisen, mit Abstecher nach Borneo. Von Bangkok wären wir dann zurück geflogen. Dafür hätten wir noch 2 Monate Zeit gehabt."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
papi.lernt.fliegen: "Es gab mehrere Gründe. Zum einen machte das Reisen so keinen Sinn mehr. Wir konnten nirgendwo hin und die Länder, die wir noch bereisen wollten, hatten ihre Grenzen geschlossen. Zum anderen hat Fiji ein sehr einfaches Gesundheitssystem, das bei einem größeren Ausbruch der Pandemie nicht mal ausgereicht hätte, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Da keiner wissen konnte, wie sich die Situation entwickelt, fühlten wir uns in Deutschland sicherer.
Entscheidend war aber die Verantwortung für die Kinder. Die Sorge, was passiert mit den Kindern, wenn wir als Eltern erkranken und uns nicht mehr um sie kümmern können. Auf Fiji konnten wir keine Hilfe erwarten, anders als in Deutschland, wo Großeltern und Freunde wohnen. Dazu kam die Sorge, dass jemand aus der Familie in Deutschland erkrankt und wir vielleicht über Monate nicht nach Hause kommen, um zu helfen. Obendrauf kam die Bitte der Bundesregierung nach Hause zu kommen und die Bitte der Regierung in Fiji ihr Land zu verlassen. All das zusammen hat uns die schwere Entscheidung abgerungen, früher als geplant nach Deutschland zurück zu kehren."
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
papi.lernt.fliegen: "Die Rückholaktion war super organisiert, auch wenn der lange Weg mit mehreren Zwischenstationen natürlich sehr anstrengend war. Da unser Haus noch bis Ende Mai vermietet ist, wohnen wir nun bei meinen Eltern (vorher waren wir schon 2 Wochen bei Sebastians Eltern) und gehen dann nochmal in eine Ferienwohnung. Es ist zwar schön die Eltern bzw. Großeltern nach so langer Zeit wieder zu sehen, aber trotzdem fühlt man sich etwas wie in einer Warteschleife und niemand geht ran."
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für die Kinder?
papi.lernt.fliegen: "Auf der einen Seite sind wir total dankbar, dass wir den größten Teil unserer Reise machen konnten. Auf der anderen Seite ist es schwierig, weil die Gelegenheit so perfekt war. Sebastian hat noch bis August Elternzeit. Nun hängen wir etwas in der Luft. Da die Jungs im Sommer eingeschult werden, wird eine Langzeitreise in Zukunft auch nicht
einfacher. Die Kinder wären auch gerne weiter gereist, haben sich dann aber auch sehr auf Oma und Opa gefreut und haben den Reiseabbruch gut weggesteckt. Wir Großen haben das Gefühl, nicht ganz fertig geworden zu sein und der Abbruch hat den Gedanken an eine Fortsetzung der Reise erst so richtig aufkeimen lassen."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
papi.lernt.fliegen: "Erstmal müssen wir uns wieder in unserem Haus einleben, die Kids einschulen, die Kleine kommt in die Krippe (falls es denn mit Corona überhaupt alles so passiert) und wir werden wieder arbeiten.
Aber wir wollen schon sehr gerne wieder los. Das Reisefieber ist definitiv noch nicht gestillt. Wir haben grob mal Sommer 2022 bis Sommer 2023 ins Auge gefasst, so dass die Jungs eine Befreiung von der 3ten Klasse bräuchten. Dann soll vielleicht Asien nachgeholt werden oder vielleicht fahren wir auch von zu Hause mit einem Camper los, Richtung Osten. Mal sehen…"
Journey goes on? Leider erstmal nicht mehr...
The journey goes on - die Reise geht weiter. Auf ihrem Blog wollte die Journey-goes-on-Familie eigentlich von ihrer 9-monatigen Reise berichten. Nach nur 3 Monaten ging die Reise dann leider erstmal gar nicht weiter....
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Journey goes on: "Frauke Groß (46), Oliver Moos (49), Kira (12) und Nele (7) und berichten auf unserem Blog journeygoeson.com.
Wir sind eine ganz „normale“ Familie, die seit Jahren den Spagat zwischen Familienleben – Berufstätigkeit – eigenen Wünschen / Bedürfnissen und Partnerschaft lebt – wie die meisten Familien. Von
einer längeren Reise mit unseren Kindern träumen wir schon sehr lange, aber seit Dezember 2016 fingen wir dann mit der konkreten Planung an.
Der Zeitpunkt unserer Abreise im Dezember 2019 war sehr bewusst gewählt: wir wollten unsere Kinder während der Reise selbst unterrichten, um ihnen nach der Reise im September 2020 einen nahtlosen
Übergang in ihre alte Klasse zu ermöglichen. Über unsere Erfahrungen mit dem homeschooling auf der Reise haben wir auch auf unserem Blog
geschrieben (unter kids corner). Für die Beurlaubung nutzen wir das dritte Jahr Elternzeit von Nele, das wir nach ihrer Geburt vorsorglich aufgeschoben haben."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Journey goes on: "Wir konnten das erste Drittel unserer geplanten Reise durchführen. Ende Dezember ging es in Auckland mit der Reise los und als wir am 22. März in der Nähe von Queenstown vom anstehenden Lock Down erfuhren, waren wir bereits am Ende unserer Neuseelandreise. Lediglich den ganz südlichen Teil konnten wir nicht mehr bereisen."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Journey goes on: "Zum ersten Mal vom Coronavirus gehört haben wir auf der Nordinsel am Lake Waikaremoana. Wir kamen mit einem amerikanischen Pärchen ins Gespräch, die gerade aus China
kamen. Die beiden erwähnten diesen neuartigen Virus, der in China ausgebrochen sei. Wir machten uns eigentlich keine Gedanken – China war weit weg. Wir genossen weiter unsere Reise und machten
Pläne für unsere nächste Etappe nach Australien.
Ab Mitte Februar verfolgte Oli die Nachrichten bezüglich des Coronavirus etwas genauer, Mitte März wurde uns der Ernst der Lage in Europa dann immer deutlicher. Wir telefonierten mit unserer
Familie und Freund*innen, alle rieten uns, bloß in Neuseeland zu bleiben, da die Situation in Deutschland einfach sehr unschön ist.
Wir fuhren weiter nach Queenstown. Dann überschlugen sich bei uns die Ereignisse: Am 15. März entschieden wir uns, unsere geplanten 4,5 Monate im südlichen Afrika zu canceln – wir wollten
nicht fern ab von guter medizinischer Infrastruktur sein, falls sich das Virus weiter ausbreitet. Stattdessen entschieden wir uns, 3 Monate in Australien zu verbringen.
Dieser Plan hielt genau 12 Stunden, denn Australien verhängte ab dem 16. März eine
14-tägige Quarantäne für alle Einreisenden. Wir konnten uns nicht vorstellen, mit den Kindern 14 Tage in einem Hotelzimmer zu verbringen. Innerhalb weniger Stunden mussten wir uns also von diesem
Plan verabschieden und überlegen, wie es weitergehen soll. Zu diesem Zeitpunkt war es für uns noch keine Option, nach Deutschland zurück zu kehren. Die Nachrichten aus Europa waren beängstigend,
warum sollten wir aus einem sicheren Land in ein Hot-spot-Land zurückkehren? So entschieden wir uns, in Neuseeland zu bleiben, verlängerten unser Visum und machten Pläne für die nächsten Monate.
Wir wollten ganz in den Süden von Neuseeland fahren und mit Beginn des Herbstes dann wieder Richtung Norden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Neuseeland bereits Stufe 2 seines 4-Stufen-Planes verkündet. Da Stufe 2 besagte, sich von Menschenmengen fernzuhalten und innerhalb seiner Familie zu bleiben, sahen wir
unsere Pläne nicht gefährdet.
Am Montag, 23. März erfuhren wir, dass die Regierung die Stufe 3 ausgerufen hatte und ab Mittwochnacht die Stufe 4 gelten wird, also Lock Down des gesamten Landes, Schließung aller Einrichtungen
bis auf Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Ärzte und das Verbleiben am selben Platz für die nächsten vier Wochen. Somit war der aktuelle Plan auch nicht mehr durchführbar.
Zuvor hatten wir uns vorsorglich bereits auf der Seite des Auswärtigen Amtes registriert. Wir entschieden uns, nach Christchurch zu fahren, da sich hier der internationale Flughafen der Südinsel
befindet. Wir fanden in der Nähe von Christchurch einen Campingplatz am Meer, der auch während des Lock Downs weiter geöffnet bleiben würde. Auf dem Platz waren sämtliche sanitäre Einrichtungen
geschlossen und nur Camper, die „self contained“ waren, durften auch während Stufe 4 auf dem Campingplatz bleiben. Dort verbrachten wir ziemlich genau zwei Wochen, bevor wir am 7.4. mit dem
Auswärtigem Amt den Rückflug antreten konnten."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Journey goes on: "Geplant war, Ende März nach Sydney zu fliegen. Dort wollten wir eine Woche verbringen, um Freund*innen zu besuchen. Nach diesem kurzen Zwischenstopp sollte es für fünf Wochen weiter an die Westküste von Australien gehen. Anfang Mai hatten wir unseren Flug von Perth nach Windhoek gebucht. Das südliche Afrika wollten wir bis Anfang September bereisen, der Rückflug war für den 9. September von Johannesburg nach Frankfurt gebucht."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Journey goes on: "Es war zu Beginn des Lock Downs sehr schnell klar, dass die neuseeländische Regierung alles versucht, um das Coronavirus in Neuseeland auszurotten. Wir konnten uns
nicht vorstellen, monatelang auf dem Campingplatz in Christchurch zu verbringen. Es wurde allmählich Herbst und bei Regen und kalten Temperaturen den ganzen Tag im Camper zu verbringen, waren für
uns keine rosigen Aussichten. Auch wenn Stufe 4 sich nach vier Wochen in Stufe 3 ändern sollte, würde auch dann kein Tourismus möglich sein.
Des Weiteren war nicht absehbar, ob es im August / September überhaupt Flüge nach
Deutschland geben wird und wenn ja zu welchem Preis. Mit diesen ganzen Unsicherheiten wäre kein entspanntes Reisen in Neuseeland möglich gewesen. Die Entwicklung zeigt zum Glück, dass unsere
Entscheidung richtig war. Inzwischen (Stand 9.5.2020) hat Neuseeland zwar Stufe drei ausgerufen, aber Tourismus ist noch immer nicht möglich. Laut der Premierministerin werden die Grenzen von
Neuseeland für längere Zeit für den internationalen Tourismus geschlossen bleiben."
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
Journey goes on: "Wir kamen am 7. April um 1:00 Uhr morgens in Frankfurt an. Ich war schockiert über die laxen Sicherheitsvorkehrungen. Schon im Flugzeug fand ich es bedenklich, dass die
Flugbegleiter*innen nur teilweise mit Mundschutz arbeiteten. Und in den letzten Flugstunden standen keine Seife und kein Desinfektionsmittel mehr zur Verfügung. Wir mussten zwar in kleinen
Gruppen aus dem Flugzeug aussteigen, aber spätestens am Gepäckband war es wieder eng. Es interessierte auch niemanden, wohin uns unsere Weiterreise führt, wir erhielten lediglich im Flugzeug ein
Infoblatt, dass uns aufforderte, ein freiwilliges Kontaktverbot für die nächsten vierzehn Tage einzuhalten.
Als wir gegen 3:00 Uhr morgens im Mietwagen saßen und Richtung Stuttgart fuhren, hatte ich das Gefühl in einem falschen Traum zu sein – nach drei Monaten war unsere Reise schon zu Ende! Dafür
hatten wir die letzten drei Jahre gespart und so viel vorbereitet….."
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für Eure Kinder?
Journey goes on: "Die Rückkehr wurde von uns sehr unterschiedlich wahrgenommen. Nele hat sich sofort auf zuhause gefreut. Kira hingegen war sehr traurig, dass wir nicht nach Afrika
reisen, da sie sich auf diesen Teil der Reise ganz besonders gefreut hat – gerade die vielen wilden Tiere wären für sie das Highlight der Reise gewesen.
Mein Mann und ich sind natürlich sehr frustriert, aber auch ein wenig „dickköpfig“. Wir wollen uns unsere Familienzeit nicht nehmen lassen und hoffen, diese unter veränderten Rahmenbedingungen
fortsetzen zu können."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Journey goes on: "Aktuell warten wir darauf, dass die Grenzen in Europa wieder geöffnet werden und wir loskönnen. Da wir zum Glück einen Wohnwagen besitzen, sind wir sehr flexibel und so
gut wie startklar. Natürlich sind wir traurig, dass unsere Reise nach drei Monaten endete. Auf der anderen Seite ging es uns ja auch immer darum, als Familie eine
besondere, intensive Zeit zu verbringen. Dazu müssen wir nicht nach Afrika oder
Australien reisen, das können wir auch in Europa erleben.
Wir merken aktuell, dass uns dies im „Corona-Alltag“ in unserer Wohnung nicht sehr gut gelingt. Wir sind hier einfach schon wieder zu sehr im „Alltag“ drin – und daraus wollten wir ja
ausbrechen.
Mein Mann und ich lebten von 2004 – 2006 in Pretoria, Südafrika und seitdem träumten wir davon, unseren Kindern das südliche Afrika zu zeigen. Dass dieser Traum nun so jäh zerplatzte, schmerzt
uns sehr.
Ob wir diesen Teil unserer Reise nachholen werden? Wir glauben es nicht. Aktuell sind wir beide im dritten Elternzeitjahr, d. h. wir leben von unseren Ersparnissen. Diese sind weg, unabhängig
davon, ob wir Zuhause sitzen oder auf Reisen sind. Die Elternzeit ist - wie auch ein Großteil unserer finanziellen Ressourcen - aufgebraucht. Außerdem sollten die Flüge dieser Reise unsere
letzten sein – wir wollten in Zukunft weniger klimaschädlich unterwegs sein.
Aktuell bleibt uns erstmal folgende Bilanz: wir hatten drei unvergessliche Monate gemeinsam mit unseren Töchtern. In dieser Zeit sind wir als Familie zusammengewachsen und haben neue Impulse für
unser Alltagsleben erhalten. Jetzt hoffen wir, dass wir im Juni „on the road“ sind. Dann hätten wir ja noch bis zum 13. September 2020 – das ist der letzte Tag der Sommerferien in
Baden-Württemberg."
Ende einer Traumreise am anderen Ende der Welt
Mit ihren 4 Kids sollte es von der Schweiz aus einmal um den Globus gehen. "Dank" Corona ging die Reise dann am anderen Ende der Welt vorzeitig zu Ende. Nadine von der Auszeit_Familie berichtet von einer grandiosen Reise, einem jähen Reiseende und neuen Plänen:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Auszeit_Familie: "Wir sind eine 6-Köpfige Familie aus der Schweiz. Nadine (36), Patrick (46), Lian (10), Finn (9), Elin (5) und Mael (2). Auf Instagram konnte man unsere Reise unter dem Namen auszeit_Familie verfolgen."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Auszeit_Familie: "Wir sind Ende Juli 2019 losgezogen. Unser erstes Ziel war Kuba. Dort verbrachten wir 6 Wochen. Wir haben gute Freunde dort und haben mit den Kubanern zusammen gelebt und somit auch die weniger schönen Seiten Kubas gesehen. Wir mussten tatsächlich ab und zu Hunger leiden, weil man in den Lebensmittelläden kaum was zu Essen fand. Nach 6 Wochen freuten wir uns deshalb, weiter zu reisen und flogen nach Miami. Dort besuchten wir ebenfalls Freunde von uns. Aus den geplanten 2 Wochen wurden 4. Nicht nur, weil uns Florida so gefiel, sondern auch weil ich (Nadine) das Dengue-Fieber aus Kuba mitgebracht hatte und somit eine Woche im Bett verbringen musste.
Nach einer wirklich schönen Zeit in Florida ging es weiter nach Peru. Dort bereisten wir den Süden und waren 4 Wochen auf Rundreise. Dann ging es weiter nach Uruguay, dort war es uns etwas zu langweilig. Wir verließen das Land bereits nach 2 Wochen wieder und fuhren mit der Fähre nach Buenos Aires, Argentinien. In die Stadt haben wir uns auf Anhieb verliebt und beschlossen, etwas länger dort zu bleiben. Nach einem 1- wöchigen Trip zu den Iguazu-Wasserfällen entschieden wir, 3 Wochen in Buenos Aires zu bleiben und sowohl Weihnachten als auch Silvester dort zu verbringen. Im Januar haben wir uns einen Mietwagen geliehen und sind von Buenos Aires bis ganz in den Süden nach Ushuaia und wieder zurück zu fahren. 11'000 km sind wir in 4 Wochen gefahren.
Am Ende verbrachten wir tatsächlich 3 Monate in Argentinien und Chile. Anfang März flogen wir von Argentinien direkt nach Neuseeland. Da ahnten wir noch nicht, dass es unser letztes Land sein würde 🙁."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Auszeit_Familie: "Wir sind am 4. März in Neuseeland angekommen und hatten absolut nicht damit gerechnet, dass nur 3 Wochen später unsere Reise schon zu Ende sein würde.
Tatsächlich wurden wir aber von Anfang an nicht wirklich freundlich empfangen. Wir haben auch schon von anderen Reisenden gehört, dass das wohl dort "normal" sei. Touristen seien dort nicht sehr beliebt. Allerdings denke ich mittlerweile, dass Corona schon zu diesem Zeitpunkt eine Rolle gespielt haben könnte. Als die Pandemie losging und es in Neuseeland auch zu ersten Fällen kam, fühlten wir uns gar nicht mehr willkommen. Im Radio wurde mehrmals klipp und klar gesagt, Touristen sollen so schnell wie möglich das
Land verlassen. Es gäbe nichts mehr zu sehen.
Auch als ich einen Tag vor dem Lockdown noch in ein Geschäft ging, wurde mir ins Gesicht gesagt, es gäbe schon über 100 Corona-Fälle. Die Regierung solle doch schauen, dass "diese Touristen" doch bitte das Land verlassen.
Im Lockdown durfte man sich nur noch in der Umgebung der eigenen Unterkunft aufhalten. Wir waren in Napier und sind dann wieder zurück nach Auckland gefahren, damit wir in der Nähe des Flughafens waren. Wir waren dann ca. 10 Tage noch in Auckland, bis wir mit der Rückholung in die Schweiz zurück konnten."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Auszeit_Familie: "Wir hatten bereits einen Weiterflug nach Australien und wären nach Australien noch in ein oder zwei asiatische Länder gereist. Unsere Reise war für ein Jahr geplant, endete aber nach 8 Monaten."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr in die Schweiz entschieden?
Auszeit_Familie: "Da gab es mehrere Gründe. Zum einen haben wir uns tatsächlich einfach nicht mehr wohl gefühlt. Wir wussten nicht, wie lange der Zustand noch anhalten würde. Neuseeland ist ein sehr teures Land und wir wollten unsere Ersparnisse nicht dafür ausgeben, um mehrere Wochen in der Wohnung zu sitzen. Außerdem stand in Neuseeland der Winter vor der Tür.
Von Neuseeland aus gibt es ja logischerweise keine Direktflüge. Somit war es uns zu riskant, abzuwarten. Alle Länder rundherum machten dicht und ließen nicht mal mehr Transit zu. Wir hatten Angst, erst im Juni / Juli nach Hause zu können (was tatsächlich aus so eingetroffen wäre)."
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
Auszeit_Familie: "Sehr anstrengend. Wir flogen von Auckland nach Bangkok und von da weiter nach Zürich. In Bangkok wurde nur kurz aufgetankt und dann ging es direkt weiter. Wir saßen 26h am Stück im Flieger und das war schon sehr heftig...."
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für die Kinder?
Auszeit_Familie: "Puh, das war richtig schlimm. Ich (Nadine) habe in Neuseeland die letzten 10 Tage praktisch nur geweint. Ich konnte nicht damit umgehen, dass unsere Reise zu Ende ist. Ich war unendlich traurig. Auch unser ältester Sohn Lian hatte sehr Mühe damit. Mein Mann hatte erst Mühe, als wir bereits zu Hause waren. Die einzige, die gar keine Probleme hatte, war unsere Tochter Elin. Sie freute sich, wieder zu Hause zu sein."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Auszeit_Familie: "Ja, wir planen bereits die nächste Reise. 🙂 Im Moment planen wir, in 1 1/2 Jahren Australien und Asien zu bereisen. Wir hoffen sehr, dass wir das auch hinbekommen. Wir vermissen das Reisen sehr.
Wir sind zu Hause nicht mehr wirklich glücklich und haben absolut keine Lust wieder in dieses Hamsterrad zu kommen."
Ihr habt Teile unserer Serie zur Weltreise in Corona-Zeiten verpasst?
Weitere Interviews mit Reisefamilien, die ihre großen Reisen (erstmal) abbrechen mussten oder weiterhin unterwegs sind, findet Ihr unten. Und auch Familien, die wegen Corona ihre Reisen nicht starten konnten, berichten von ihren Erlebnissen.
Falls Ihr auch von einer Weltreise träumt, schon eine gemacht habt oder gerade macht, kommt auch gerne in unsere Facebook Gruppe "Weltreise mit Kindern" .
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