Statt Traumreise auf einmal mitten im Pandemie-Ausnahmezustand in einem fremden Land.
Wie meistert man so eine Situation, gerade mit Kindern? Heimkehr oder abwarten?
Im letzten Teil unserer Serie über Weltreisen in Corona-Zeiten berichten zwei Familien, die von der Pandemie in Neuseeland und Paraguay überrascht wurden, über ihre Rückkehr nach Hause und nächste Reisepläne.
In den letzten Wochen haben wir spannende Berichte von Reisefamilien gepostet, die ihre Reisen nicht fortsetzen konnten oder sie sogar gar nicht antreten konnten. Aber auch Familien, die trotz Corona weiter reisen, haben aus aller Welt berichtet. Und während sich jetzt in Europa die Grenzen langsam wieder für Reisende öffnen, wird die Pandemie uns wohl leider noch lange begleiten und Reisepläne (vor allem für Fernreisen) über den Haufen werfen.
Wir schließen unsere Interview-Serie hiermit vorerst ab, werden aber die anstehenden (Welt-)Reisepläne vieler Familien in den nächsten Wochen und Monaten beobachten und ggf. berichten. Und über unsere eigenen Pläne natürlich auch. :)
Also - last, but not least - kommen zwei Familien zu Wort, die sich entschieden haben, ihre Reisen abzubrechen, die aber das Fernweh erst recht nicht los lässt:
Die Weltreise abgebrochen, aber das Fernweh bleibt
Amerika und Neuseeland haben Kathrin und ihre Familie ausgiebig bereist, bevor Corona sie jäh stoppte. Jetzt machen sie erstmal das Beste aus Ihrer Zeit in Deutschland:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Kathrin: "Wir sind Mama Kathrin (38), Papa Andy (38) mit E (6 Jahre) und J (9 Jahre). Wir entschieden uns vor fünf Jahren, auf den Traum Weltreise hinzuarbeiten. Kathrin wollte herausfinden wie worldschooling funktioniert, Andy interessierte sich für Tourismus, J für Vulkane und E für wilde Tiere. Unsere Erlebnisse haben wir kinderfreundlich auf unserem Blog world4four.wordpress.com zusammengefasst. Da unsere Kinder sehr routineliebend sind, entschieden wir uns für eine langsame Reise und gründliches Erforschen."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Kathrin: "Wir sind im Juli 2019 in Kalifornien gestartet. Dann erkundeten wir die Westküste der USA und einige Nationalparks im kleinen Camper. Anschließend erforschten wir die hawaiianische Wasserwelt auf Maui. In Südamerika erkundeten wir die peruanischen Anden, Chiles Atacamawüste und Argentiniens Großstädte. An Ende fuhren wir fünf Wochen durch Neuseeland."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Kathrin: "Wir landeten Ende Februar in Neuseeland. Am Tag danach kam der erste Coronapatient dort an. Wir genossen bis zum 20. März die wunderbare Natur der neuseeländischen Südinsel uneingeschränkt. Dann wurde unser Weiterflug gestrichen und es wurde uns plötzlich klar, wie wenige Länder überhaupt noch den Transit erlaubten.
Ab dem 20. verschärfte sich zudem die Lage vor Ort. Zuerst wurden die Grenzen geschlossen. Ab dem 25. März war ganz Neuseeland im Lockdown. Alles ging sehr schnell und sehr kontrolliert. Die Straßen waren von einem auf den anderen Tag leergefegt. Reisen im Landesinneren war zwar noch nicht verboten, es wurde aber davon abgeraten.
Wir bemühten uns, schnell Richtung Auckland und dem internationalen Flughafen zu fahren. Wir konnten noch spazieren gehen oder in Supermärkten einkaufen. Viele Menschen trugen eine Maske, obwohl es keine Maskenpflicht gab. Die Menschen wirkten immer locker. Die Maßnahmen schienen gut angenommen zu werden."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Kathrin: "Eigentlich wollten wir Anfang April weiter nach Singapur. Von dort aus wollten wir nach Malaysia. Wir hatten diesen Teil der Reise noch nicht fest geplant und wollten uns einige Zeit durch Südost-Asien treiben lassen und hatten schon eine ausgedehnte Zugfahrt nach Europa ins Auge gefasst."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Kathrin: "Aus Deutschland kamen bereits Anfang März die ersten Fragen danach, ob wir jetzt früher heimkehren. Dieser Schritt erschien uns sehr lange unnötig. Da uns in Neuseeland Oma und Opa besuchten und Opa Herzprobleme hat, machten wir uns zunehmend Sorgen darüber, was passieren würde, wenn wir für längere Zeit im Ausland gestrandet wären.
Ich spielte zwar mit der Idee, kurzerhand nach Neuseeland umzusiedeln, es gewann dann jedoch das Verlangen der Kinder nach Familie und Freunden. Außerdem wartete in Deutschland ab August ein sicherer Arbeitsplatz auf uns. Und ein wichtiger Grund für unsere Reise war schließlich auch die gemeinsam verbrachte Zeit mit unseren Kindern. Diese Zeit genießen wir eben jetzt zu Hause"
6. Wie war die Rückkehr nach Hause?
Kathrin: "Für mich war bereits der Rückflug ein Kulturschock. Wo in Neuseeland Ruhe und Abstand an der Tagesordnung war, war der Rückflug mit der Rückholaktion eng und alle waren nervös. In Deutschland selbst erschienen uns die Maßnahmen unwahrscheinlich locker. Wir vernahmen trotzdem viel mehr Unbehagen und viel weniger Akzeptanz.
Es war traurig, nach Hause zu kommen und unsere Freunde weiterhin nur per Video treffen zu können. Zum Glück stand unsere Wohnung leer und wir haben viel Platz, also fällt uns die Decke nicht zu sehr auf den Kopf"
7. Wie ist der Reiseabbruch emotional für Euch? Und für die Kinder?
Kathrin: "Mittlerweile sind wir wieder gut eingelebt. Zuhause ist es auch schön. Die Kinder entdecken ihre Spielsachen neu und wir erforschen den Taunus vor der Haustür. Wir genießen das Zusammensein.
Manchmal sind wir aber noch traurig darüber, dass wir Südost-Asien nicht gesehen haben. Wir sind ganz sicher, dass wir das nachholen müssen."
8. Wie geht es jetzt bei Euch weiter, was sind Eure weiteren (Reise-)Pläne?
Kathrin: "Das Fernweh kennen wir jetzt alle. Darum fangen wir schon jetzt zaghaft damit an, unsere nächste große Reise in 5 Jahren zu planen. Dann werden wir in Asien anfangen.
J hat auf dieser Reise seine Vorliebe für Sushi und Manga entdeckt und möchte unbedingt nach Japan. Mich lässt die Vorstellung von Sri Lanka nicht locker und Andy möchte unbedingt eigentlich alles sehen. Asien ist für uns einfach so wunderbar fremd. Für den Augenblick hoffen wir uns aber sehr darauf in den nächsten Wochen wieder unsere Koffer packen und vielleicht mehr von Deutschland erkunden zu können."
Kurz vor dem Lockdown raus aus Südamerika
Gabriela und ihr Sohn wurden auf ihrer großen Südamerika Reise von der Pandemie überrascht und konnten gerade noch so ausfliegen.... Trotzdem hegen die beiden (natürlich) schon wieder neue Reisepläne:
1. Wer seid Ihr? Stellt Euch doch einmal kurz vor.
Gabriela: "Ich bin Gabriela und ich reise mit meinem 5-jährigen Sohn meistens alleine, da mein Mann uns aus beruflichen Gründen nur selten begleiten kann. Auf meinem Blog Mami bloggt berichte ich vor allem über außergewöhnliche Reiseziele und gebe viele Tipps zum Reisen mit Kindern. Außerdem habe ich über unsere Reisen ein Buch «Wie Buddha im
Gegenwind – eine Kündigung, 22 Länder und ein besonderer Reisebegleiter» und einen Ratgeber fürs Reisen mit Kindern «Wenn ich groß bin, werd’ ich auch ein Machu Picchu» geschrieben. Wer mag, findet auf meinem Blog zu beiden Büchern eine Leseprobe."
2. Wie lange wart Ihr unterwegs und wo?
Gabriela: "Mein Sohn und ich waren gerade seit vier Monaten in Südamerika unterwegs und hatten bereits Ecuador, Peru und Bolivien bereist."
3. Wo wart Ihr, als die Pandemie so richtig losging? Wie war die Lage vor Ort?
Gabriela: "Wir waren gerade in Paraguay, als die Pandemie Schlag auf Schlag binnen 2-3 Tage fast ganz Südamerika lahmlegte. Bis auf Brasilien stellten plötzlich alle südamerikanischen Länder die Flüge nach Europa ein, schlossen ihre Grenzen und verhängten sehr strenge Ausgangssperren. Sehr viele Reisende waren plötzlich gestrandet, saßen fest und konnten nur noch auf die Rückholaktion der Bundesregierung hoffen. Mein Sohn und ich hatten ein Riesenglück, denn wir haben es praktisch im letzten Moment alleine aus Südamerika geschafft."
4. Wohin und wie lange sollte Eure Reise eigentlich weitergehen?
Gabriela: "Wir wären noch drei Wochen unterwegs gewesen und es sollte noch in den Norden Argentiniens und für ein paar Tage nach Brasilien gehen. Daher hat uns die Corona-Pandemie glücklicherweise fast am Ende unserer Südamerikareise erwischt."
5. Warum habt Ihr Euch für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden?
Gabriela: "Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass mein Kind und ich in Paraguay auf unbestimmte Zeit festsitzen würden – zumal mir die Deutsche Botschaft geschrieben hatte, dass eine Rückholaktion aus Paraguay nicht geplant sei. Ich hatte vor allem meinem Mann gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen, da ich ihm hoch und heilig versprochen hatte, dass wir vorm 5. Geburtstag unseres Kindes wieder zurück wären. Außerdem war die Situation in Südamerika gar nicht schön, überall war Militär, man durfte nur zum Einkaufen das Haus verlassen, Kinder durften überhaupt nicht auf die Straße – also noch nicht zum Einkaufen, die meisten Hotels und Hostels waren geschlossen … Irgendwie schon sehr beängstigend.
Das war tatsächlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich nur noch nach Hause wollte."
6. Wie war der Reiseabbruch emotional für Euch?
Gabriela: "Mich haben die letzten zwei Tage in Südamerika emotional ganz schön mitgenommen, weil alles so turbulent und vor allem unsicher war. Praktisch bis eine Stunde vorm Abflug konnten wir uns nicht sicher sein, ob wir tatsächlich nach Hause kommen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit war schon sehr zermürbend. Aber ich habe versucht, meine emotionale Achterbahnfahrt nicht auf meinen Sohn zu übertragen, sondern sehr sachlich mit ihm darüber zu sprechen. Er hat es eigentlich sofort verstanden und alles total super mitgemacht, sogar unseren 50-stündigen Flug nach Deutschland."
7. Blick in die Glaskugel: Wie glaubt Ihr, wird sich Reisen nach Corona verändern? Für Euch und insgesamt?
Gabriela: "Zu diesem Thema habe ich tatsächlich einen Blog-Artikel geschrieben.."
8. Was sind Eure nächsten (Reise-)Pläne? Habt Ihr überhaupt noch welche?
Gabriela: "Ohne Reisepläne wäre es doch sehr langweilig, auch wenn gerade alles noch sehr ungewiss ist …
Eigentlich plane ich zum Ende des Jahres mit meinem Sohn noch eine Weltreise, bis er nächstes Jahr im Sommer eingeschult wird. Ursprünglich standen Afrika (Äthopien, Tansania, Madakaskar), Asien (Indien, Nepal, Bhutan) und Zentralasien (Usbekistan, Kirgistan, Kazachstan) auf dem Plan.
An meinem Plan halte ich weiter fest, jedoch glaube ich, dass wir bei Weitem nicht alle Länder bereisen werden können und auch bin ich mir nicht sicher, ob wir wirklich bereits im November / Dezember loskönnen. Ich sehe es aber entspannt und bin absolut flexibel, was die Reisedauer und Reiseziele angeht. Wenn es so sein sollte, dass wir erst im März 2021 losdürfen und mehrere Monate „nur“ auf Bali oder in Portugal verweilen können, dann ist das für mich und auch meinen Sohn absolut okay"
Wie könnte diese Interview-Serie besser enden, als mit den Plänen für eine nächste Weltreise?
Dies war vorerst der letzte Teil unserer Serie zu Weltreisen in Corona Zeiten. Auch wenn die Corona Pandemie wohl noch lange nicht ausgestanden ist und die Pläne und Reisen von vielen noch weiter beeinflussen wird.
Habt Ihr Teile unserer Interview-Serie verpasst? Alle spannenden Berichte von (Welt-)Reisefamilien findet Ihr unten. Und falls Ihr nicht genug bekommen könnt: Noch mehr (Welt-) Reisegeschichten von Familien findet Ihr auch bei Gabriela auf mami.bloggt.
Falls Ihr auch von einer Weltreise träumt, schon eine gemacht habt oder gerade macht, kommt gerne in unsere Facebook Gruppe "Weltreise mit Kindern" .
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